Weihnachtsgrüße

Liebe Genossinnen und Genossen,

„Krisenmodus“ ist das „Wort des Jahres 2023“. Wie berechtigt diese Wahl der Gesellschaft für deutsche Sprache ist, zeigt, dass es gleichermaßen auch für die Begriffe zwei und drei steht:  „Antisemitismus“ und „leseunfähig“. Diese drei Begriffe stehen für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Gesellschaft bzw. an uns alle. Wir dürfen nicht abstumpfen gegenüber den Nachrichten über die Kriege in der Ukraine und seit wenigen Wochen auch in Gaza. Dabei sind es nur zwei, während über 20 Kriege weltweit Gewalt, Vergewaltigung, Tot und Vertreibung über Menschen bringen. Die allabendlichen Nachrichtensendungen sind nur schwer erträglich. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, sie nicht mehr anzuschalten und auch die entsprechenden Seiten in der Tageszeitung zu überblättern.

Der Rechtsruck in unserem Land und ein in dem aktuellen Ausmaßen nicht mehr geglaubter Antisemitismus konfrontiert uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wieder mit unserer historischen Aufgabe, ein Bollwerk gegen Rechts zu sein. Dies haben unsere Landesvorsitzende und Bundesinnenministerin Nancy Faeser und unser Bundestagsabgeordneter Andreas Larem deutlich zum Ausdruck gebracht. Hier ist unserer solidarischer „Kampf“ gegen Rechts gefordert. Wir dürfen die Augen nicht zumachen. Die Feinde unserer Demokratie, die AfD, hat ihren ersten vom Volk gewählten Landrat und ihren ersten Wahlsieg bei einer Oberbürgermeisterwahl. Das ist schon zuviel.

Die jüngste PISA-Studie hat bescheinigt, dass das Bildungsniveau in unserem Land weiterhin schlechter geworden ist. Hier muss endlich mal ein Ruck durch die Gesellschaft gehen. Das ist nicht allein Aufgabe eines dringend zu reformierenden Bildungssystems. Gerade in bildungsfernen Kreisen der Gesellschaft muss in die Familien hineingewirkt werden, ein Bewusstsein geschaffen werden, den Kindern größtmögliche Unterstützung in ihrer Schullaufbahn zu gewähren.

Bei all diesen kritischen Lagen und Krisen unserer Gesellschaft mutet es schon extrem weltfremd an, ein friedvollen, frohes, ja glückliches Weihnachtsfest zu wünschen. Wir lassen es uns im Kreise unserer Familien gut gehen und feiern, während eigentlich überall der „Krisenmodus“ herrscht. Können wir, dürfen wir fröhlich und heiter angesichts solcher Katastrophen sein? Der Schriftsteller Axel hat ein Buch „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten“ geschrieben. Er beschreibt, wie hilfreich die Heiterkeit bei der Bewältigung des Lebens sein kann. Auf den Ukraine-Krieg bezogen, zitiert er die Wiener Kolumnistin Doris Knecht, die der Meinung ist: „Dieser Krieg höre nicht auf, wenn wir aufhörten, uns zu freuen an unseren Kindern, an dem guten Essen, an Kunst. Den Menschen in der Ukraine und den Flüchtlingen gehe es nicht besser, wen wir den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen hätten wegen unserer Ohnmacht.“

Ein weiteres Zitat – diesmal aus Umberto Eccos Roman „Der Name der Rose“: „Lachen tötet die Furcht. Lachen befreit.“

Also „Lasst und froh und munter sein“ sein – nicht nur an Weihnachten. Lasst uns vor allem mutig sein, gegen die Krisen und rechte Gesinnungen anzugehen. Und lasst uns zu Weihnachten fröhlich und heiter sein.

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein frohes und glückliches Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben und einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Neues Jahr.

Gerald Frank

-Vorsitzender-